Sachstand zum Bau des Oberflächenabdichtungssystems
im Rahmen der Deponiestilllegung
Die Stadt Köln hat die ehemalige Hausmülldeponie „Linder Mauspfad“ in
Köln-Porz-Lind nach den Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes stillzulegen.
Der Rat hat 2002 seine grundsätzliche Zustimmung zur Stilllegung der
ehemaligen städtischen Deponien gegeben und die Verwaltung mit der Planung
hierzu beauftragt. Die erforderlichen Baumaßnahmen sind nach Vorliegen der
Planungen einzelfallbezogen zur Beschlussfassung vorzulegen.
Zur Reduzierung der deponiespezifischen Emissionen ins Grundwasser und in
die Atmosphäre soll auf der Altdeponie „Linder Mauspfad“ ein
Oberflächenabdichtungssystem aufgebracht werden. Die Planungen hierzu sind
jetzt abgeschlossen und das erforderliche Planfeststellungsverfahren ist bei
der Bezirksregierung beantragt.
Die
Altdeponie „Linder Mauspfad“
Das
ca. 13 ha große Gelände der ehemaligen Deponie in Porz-Lind liegt am Westrand
der Wahner Heide, südwestlich des Flughafens Köln-Bonn. Der östliche Teil der
Deponie gehört zum Rhein-Sieg-Kreis, der westliche Teil zum Stadtgebiet von
Köln.
Die Fläche
liegt in der Wasserschutzzone IIIB des ca. 5 km entfernten Wasserwerks Zündorf.
Die seit 1979
nicht mehr betriebene Hausmülldeponie soll jetzt nach den abfallrechtlichen
Vorgaben endgültig stillgelegt werden. Hiernach ist der Inhaber verpflichtet,
alle Maßnahmen zum Schutz des Wohls der Allgemeinheit durchzuführen.
Betrieben wurde
die Deponie von 1968 bis 1979 durch die Stadt Porz bzw. durch die Stadt Köln als deren
Rechtsnachfolger. Eigentümer der Deponiefläche ist die Bundesrepublik
Deutschland. Die damals vertraglich formulierten Auflagen zur Stilllegung sind
bislang noch nicht umgesetzt worden.
Um die von der
Deponie ausgehenden schädlichen Umweltauswirkungen zu minimieren, soll jetzt
ein Oberflächenabdichtungssystem aufgebracht werden. Übergeordnetes Schutzgut
ist hier das Grundwasser, bei dem eine Beeinflussung durch Auslaugung der
Deponieinhaltsstoffe gegeben ist.
Randbedingungen und
Lösungsansatz
Für die Planung des Oberflächenabdichtungssystems
waren folgende Randbedingungen vorgegeben:
· Bei der Profilierung sollen
möglichst geringe Müllumlagerungen erfolgen, um die Belastung der Anwohner
durch Geruchsemissionen gering zu halten.
· Die anzuliefernden Massen
für die Profilierung und Abdichtung sind zu minimieren, um die Belastung der
Anwohner durch Anlieferung und Einbau auf ein möglichst geringes Niveau zu
senken.
· Unter Berücksichtigung der
rechtlichen Vorgaben ist die wirtschaftlichste und umweltverträglichste
Alternative auszuwählen.
· Die vom Eigentümer
vorgesehene Folgenutzung als Übungsgelände für die Bundespolizei ist zu
ermöglichen.
·
Es soll eine Geländeform modelliert werden, die landschaftsverträglich
ist und während der Folgenutzung eine Rekultivierung mit ortsüblichen Gewächsen
ermöglicht.
Das hiernach entwickelte
Oberflächenabdichtungssystem besteht aus folgenden Komponenten:
· Profilierung der Fläche zum
Erreichen eines Mindestgefälles von 4 %
· Drainageschicht zur
Gasableitung
· Kunststoffdichtungsbahn als
wasserdichte Sperre
·
Oberboden als Rekultivierungsschicht, wobei die unteren 50 cm als
Dränschicht und die oberen 100 cm als Wasserspeicherschicht ausgeführt sind
Nach dem Aufbringen der Rekultivierungsschicht ist
diese nicht bewachsen. Durch das Gestalten einer standortangepassten
Biotopstruktur wird langfristig eine Situationsverbesserung für Fauna und Flora
geschaffen.
Anfallendes Oberflächenwasser wird über einen um
die Deponie laufenden Randgraben in zwei Versickerungsbecken geleitet, die in
Teilbereichen als Feuchtbiotope ausgebildet werden.
Da das Gaspotential gering ist, wird ein passives
Entgasungssystem eingesetzt. Das aus dem Deponiekörper entweichende Gas
durchströmt hierbei Deponiegasfenster mit einem Biofilter zur Geruchs- und Methanreduzierung.
Die
Baumaßnahme des Oberflächenabdichtungssystems
Der Bau des Oberflächenabdichtungssystems soll in vier
Bauabschnitten erfolgen. Beginnend von der im Nordwesten gelegenen
Ernst-Mach-Straße wird in vier Abschnitten in Richtung des südöstlich gelegenen
Naturschutzgebietes „Wahner Heide“ gearbeitet. Für die Arbeiten wird ein
Zeitrahmen von 2 - 3 Jahren angesetzt.
Durch diese Vorgehensweise bekommen die auf der
Deponie lebenden Tieren die Möglichkeit, sich in die angrenzenden Waldgebiete
zurückzuziehen und mögliche Materialengpässe können besser abgefangen werden.
Zu Beginn der Arbeiten sind die jeweiligen Flächen
der Bauabschnitte zu roden. Die Rodungsarbeiten werden nur in den Monaten
Oktober bis Februar durchgeführt, um die Nist-, Brut-, und Zufluchtsstätten der
vorhandenen Fauna nicht zu gefährden.
Für die Profilierung muss mineralisches Material
eingebaut werden, um die geplanten Höhen- und Gefälleverhältnisse zu erreichen.
Zur Entwässerung der Gesamtfläche werden südlich der Deponie zwei
Versickerungsanlagen gebaut.
Nach Abschluss der Profilierungsarbeiten wird die
Gasdrainage eingebaut. Darauf wird die Kunststoffdichtungsbahn (KDB) verlegt
und verschweißt. Nach Fertigstellung der KDB werden die Entgasungsfenster
installiert und eine Drainagematte zur Ableitung des Niederschlagswassers
verlegt. Anschließend wird der Oberboden eingebaut und der Bewuchs angepflanzt.
Sind die Arbeiten im aktuellen Bauabschnitt
abgeschlossen, wird mit dem nächsten Bauabschnitt begonnen.
Nach Abschluss der Arbeiten wird das Gelände dem
Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, zur Verfügung gestellt.
Die dann weiterhin erforderlichen, regelmäßigen Pflege- und Wartungsarbeiten am
Aufwuchs und den technischen Einrichtungen (Gasfenster, Versickerungsbecken)
werden durch die Stadt Köln durchgeführt.
Das Problem der
Verkehrsführung
Beim Bau des Abdichtungssystems sind insgesamt ca.
780.000 to mineralischen Materials aufzubringen. Für die Anlieferung des Materials
zur Geländeprofilierung, Abdichtung und Rekultivierung sind ca. 35.000
LKW-Transportfahrten (+ 35.000 Rückfahrten) erforderlich.
Die Arbeiten werden voraussichtlich ab 2016 in einem
Zeitrahmen von 2 -3 Jahren stattfinden. Erfahrungsgemäß kann mit 8-9 Monaten
Bauzeit pro Jahr gerechnet werden. Im Winter kommt es witterungsbedingt zu
Störungen im Bauablauf.
Während der Bauzeit soll in Abhängigkeit vom
Tageslicht von ca. 6.00 bis 19.00 Uhr angeliefert werden. Durchschnittlich kann
während der Bauzeit mit 100 bis 150 LKW-Anlieferungen pro Tag gerechnet werden.
Um die Belastung der
Anwohner durch die Lieferverkehre so klein wie möglich zu halten und den
Verkehrsfluss geringst möglich zu behindern, ist als Fahrstrecke für
überregionale Anlieferungen die An- und Abfahrt über die Autobahnanschlussstelle Köln Porz Lind, die Frankfurter
Straße, die Belgische Allee und den Linder Mauspfad bis zur Deponie vorgesehen. D.h. die An- und Abfahrt erfolgt größtenteils über
das Gebiet der Stadt Troisdorf.
Diese Verkehrsführung ist
mit der Stadt Troisdorf vertraglich abgestimmt und wird den ausführenden
Unternehmen zwingend vorgegeben.
Kosten / Finanzierung
Im Rahmen der bislang
erfolgten Planung wurde das von der Bezirksregierung Köln vorgegebene
Abdichtungssystem durch das oben beschrieben, funktionell gleichwertige aber
massenreduzierte Abdichtungssystem substituiert. Hierdurch konnte das
Verkehrsaufkommen für die Baumaßnahme um ca. 30 % reduziert werden.
Gleichzeitig wurden monetäre Einsparungen erzielt.
Entsprechend der derzeit vorliegenden Kostenberechnung
beziffern sich die Gesamtkosten der weiteren Stilllegungsarbeiten auf brutto
ca. 8.742.813,00 EUR.
Diese setzten sich aus
folgenden Einzelpositionen zusammen:
I. |
Baukosten |
Brutto |
|
Dichtsystem
aus Kunststoffdichtungsbahn & Rekultivierungsschicht |
7.855.434,00 EUR |
|
Unvorhergesehenes,
Preissteigerung, Sonstiges 10 % |
78.554,00 EUR |
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|
II. |
Baunebenkosten |
|
|
Ingenieurhonorar (Planung und Dokumentation) |
302.756,00 EUR |
|
Örtliche Bauüberwachung |
80.985,00 EUR |
|
Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator |
32.934,00 EUR |
|
Fremdüberwachung Anlieferung
Profilierungsmaterial |
179.986,00 EUR |
|
Fremdüberwachung Einbau Oberboden |
38.080,00 EUR |
|
Fremdüberwachung Kunststoffdichtungsbahn |
23.205,00 EUR |
|
Fremdüberwachung Drainagematte |
77.350,00 EUR |
|
Unvorhergesehenes, Preissteigerung, Sonstiges 10
% |
73529,00 EUR |
|
|
|
|
Gesamtkosten |
8.742.813,00 EUR |
In dieser Höhe wurden
Rückstellungen gebildet.
Eine Steigerung der Kosten
durch zusätzliche Anforderungen der Aufsichtsbehörde hinsichtlich der
Sicherheitsstandards im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens ist
bereits absehbar, kann aber noch nicht zuverlässig abgeschätzt werden.
Die Maßnahme wird nach
Abschluss des Verfahrens unter Beachtung der Zuständigkeitsordnung zur
Beschlussfassung vorgelegt.